Erlebnisweg Wallensteins Lager

1632 breitete sich im Bereich der heutigen Städte Oberasbach, Zirndorf und Stein eines der größten Heerlager der Weltgeschichte aus.
Die Armeen der Katholischen Liga unter Wallenstein und der Protestantischen Union unter dem Schwedenkönig Gustav Adolf lagerten in dieser Gegend und lebten von dieser Gegend. Die Konsequenzen für die Bevölkerung waren verheerend.
Was sich damals hier wirklich abspielte, möchten die drei Städte in einem gemeinsamen Projekt erlebbar machen: Der Erlebnis-Wanderweg zu Wallensteins Lager, 18 Kilometer lang und in drei Themengebiete durch die einzelnen Städte aufbereitet. Ein lebendiges Stück Geschichte entsteht, analog und digital visualisiert, aber auch in der Landschaft real und zum Anfassen. Das Konzept geht zurück auf die Vision des Fördervereins "Regionalpark Pegnitz-Rednitz-Regnitz".

Konzeptgeber und Landschaftsarchitekt Prof. Gerd Aufmkolk stellte gemeinsam mit Steins Erstem Bürgermeister Kurt Krömer die Verbindung zu den Bürgermeistern der beiden Nachbarkommunen her. Bei einer gemeinsamen Veranstaltung der drei Kommunen im November 2019 im Steiner Kulturhaus hob Krömer die Notwendigkeit des künftigen Erlebnisweges hervor: "Stein stellt den südlichen Teil des Lagers dar. Wir haben die Projektleitung für dieses Gebiet gerne übernommen, um das große Vorhaben Erlebnisweg Wallensteins Lager mit voran und sprichwörtlich auf den Weg zu bringen", so Krömer. "Es ist eine Aufarbeitung dieser schrecklichen Tage zur Zeit des 30-jährigen Krieges auf eine zeitgemäße Art", ergänzte Oberasbachs Erste Bürgermeisterin Birgit Huber. Und Landrat Matthias Dießl sieht in dem Erlebnisweg eine große Chance: "Der 30-jährige Krieg hat auf dem heutigen Gebiet des Landkreises tiefe Wunden hinterlassen, die mit dem Projekt aufgearbeitet werden."

Am Kulturhaus in Stein ist der südliche Einstieg in den Erlebnisweg. Geplant ist hier eine Informationsstele zum Thema Kleidung und Ausrüstung. So erläuterte Katrin Weber, Leiterin der Trachtenforschungs- und -beratungsstelle, anhand einer lebensgroßen Pappfigur die Besonderheiten der Kleidung. An 27 weiteren Stellen soll die Dimension des Lagers deutlich werden. Mit dem Ziel einen historischen Bezug herzustellen. So zum Beispiel in Oberasbach. Denn wo heute das Rathaus steht, war einst der Munitionsplatz. Und an der Alten Veste in Zirndorf standen sich die Truppen von Wallenstein und Gustav Adolf in einer Schlacht gegenüber. Bei einem so großen Projekt waren im Vorfeld viele Gespräche nötig. "Wir hatten gemeinsame Stadtratssitzungen, die für sich schon bemerkenswert waren und überdies die letzten Zweifler überzeugt haben", bemerkte Zirndorfs Erster Bürgermeister Thomas Zwingel.

Aktuell biegt der rund 18 km lange Erlebnisweg Wallensteins Lager auf die Zielgerade ein und seine Fertigstellung steht kurz bevor. „Der Weg wird rechtzeitig zum Start der Wander- und Tourismussaison vor Ostern fertig“, freut sich Bürgermeister Kurt Krömer „und es ist schön, dass sich die drei Städte verabredet haben, den Erlebnisweg in den kommenden Jahren gemeinsam bekannt zu machen.“
Im Frühjahr werden 28 Informationsstelen aufgestellt, gleichzeitig geht die begleitende App an den Start. Vom südlichsten Punkt am Kulturhaus in Stein-Unterweihersbuch bis hinauf zur Alten Veste im Norden, über den Hainberg oder durch die Linder Siedlung in Oberasbach vorbei am Stadtmuseum Zirndorf, kann man zukünftig den neuen Wegzeichen folgen. Das Logo zeigt den Umriss des Lagers und die einfachen Zelte, in denen die Soldaten und eine ganze wandernde Stadt mit ca. 80.000 Personen 1632 hier Quartier bezogen. Drei Zwischenwege, entlang des Asbachs, der Bibert sowie als Verbindung dieser Wasserläufe, ermöglichen zudem eine individuelle Streckenplanung nach den eigenen Ansprüchen. „Der Weg hat einen besonderen Charakter“, stellt Bürgermeisterin Birgit Huber fest, „zum einen gibt es Abschnitte durch herrliche Natur mitten im urbanen Gebiet unserer Städte, zum anderen begegnen einem die Informationsstelen auf alltäglichen Wegen, zum Beispiel am Rathaus in Oberasbach.“

Der Erlebnisweg Wallensteins Lager macht die Dimensionen der Belagerung erfahrbar. Sei es durch die Wanderung entlang der ehemaligen Schanzanlagen, durch das „Belauschen“ von Protagonisten der Zeit oder das Entdecken von Fundstücken. An einigen Stationen wird es dazu Kurbeln geben, mit der Energie, die beim Drehen entsteht werden kurze Hörsequenzen abgespielt. An anderen Stelen werden Fragen hinter Klappen aufgelöst und wieder andere animieren mit Drehscheiben zum Erkunden.
Interessierte Wanderer sammeln über einen QR-Code an jeder Station neue digitale Inhalte für die App. Kleine Filme stellen die Umstände im Dreißigjährigen Krieg vor. Eine Marketenderfrau, ein Pferdejunge und ein Musketier erzählen aus ihrer Zeit. „Die moderne und interaktive Art der Erzählung ergänzt die bestehende Dauerausstellung rund um das Thema Wallensteins Lager im Stadtmuseum Zirndorf hervorragend“, findet Bürgermeister Thomas Zwingel.

Im Januar und Februar werden die Stelen nach und nach montiert und die Inhalte für die App fertiggestellt. Gemeinsam mit dem Projektbüro Impuls-Design haben sieben weitere Unternehmen den Zuschlag zur Umsetzung erhalten und arbeiten derzeit an der Fertigstellung. Die Eröffnung soll am 27. März 2021 erfolgen.
Die geplanten Projektkosten von 525.000 Euro, welche sich die beteiligten Städte aufteilen, werden eingehalten. Dabei unterstützt die Europäische Union und das Land Bayern mit dem Förderprogramm LEADER den Erlebnisweg mit 200.000 Euro. Die Lokale Aktionsgruppe (LAG) „LEADER Region Landkreis Fürth“ hatte dem Projekt die höchstmögliche Fördersumme zugesprochen. „Mit dem Erlebnisweg Wallensteins Lager wird ein Leuchtturm-Projekt im Landkreis in interkommunaler Zusammenarbeit realisiert, das freut mich besonders“, fasst Landrat und LAG-Vorsitzender Matthias Dießl zusammen. „Der Weg ergänzt das hervorragende Naherholungsangebot für die Bewohner unseres Landkreises und der umliegenden Städte. Gleichzeitig schaffen wir so einen neuen kulturtouristischen Reiseanlass für Gäste in unsere Region.“