Radschnellweg: Fahrrad soll echte Alternative zum Auto werden
Mit großer Spannung erwartet, stellten Herr Kiesel-Peiker und Herr Gemeinhardt vom Staatlichen Bauamt Nürnberg am Montag in der Sitzung des Stadtrates den aktuellen Stand der Planungen zum Radschnellweg Nürnberg – Stein – Oberasbach – Zirndorf dem Stadtrat und der Öffentlichkeit vor.
Deutlich mehr Besucher als sonst nahmen an dieser Stadtratssitzung teil.
Der Planungsprozess befindet sich derzeit in einem sehr frühen Stadium, der sogenannten Vorplanungs- oder Voruntersuchungsphase. In dieser zweiten Phase werden die planerischen Randbedingungen erhoben, mögliche Varianten untersucht und eine Variante festgelegt.
Die vorgelegten Planungen sind das Ergebnis eines bereits im Juli 2015 begonnenen Prozesses. Im Rahmen einer Machbarkeitsstudie für Radschnellverbindungen (Phase 1) im Großraum Nürnberg wurde die Verbindung Nürnberg – Stein – Oberasbach – Zirndorf als eine von vier möglichen Trassen ausgewiesen.
Anforderungen, Gegebenheiten und zahlreiche weitere Aspekte wurden eingehend untersucht und bewertet.
Seit Oktober 2018 wurden naturschutzfachliche Erhebungen durchgeführt und sechs Monate später begann das Staatliche Bauamt mit den Vorplanungen. Im November 2019 trafen die beteiligten Kommunen eine Vereinbarung über die gemeinsame Planung der Radschnellverbindung.
Welche Optionen gab es?
Im Zuge der Vorplanungen kristallisierten sich für diesen Abschnitt im Wesentlichen drei Trassen heraus (weitere drei erfüllten die hohen Qualitätsanforderungen nicht): die Nutzung der alten Bibertbahntrasse sowie die Rothenburger Straße mit den Optionen Ausbau der Geh- und Radwege (also entlang der Staatsstraße) und Reduzierung der Fahrstreifen und somit auf der Staatsstraße (siehe Grafik).
Bei der Untersuchung dieser Optionen unter Berücksichtigung der Auswirkungen auf den Rad-, Fuß- und motorisierten Verkehr, die Umweltverträglichkeit und der Wirtschaftlichkeit erwies sich die Nutzung der Bahntrasse als sinnvollste Lösung.
Diese Option
• verfügt über die bestmögliche Verkehrsqualität,
• bietet eine gute Verknüpfung mit Zielen des Alltagsverkehrs aufgrund der zentralen Lage zwischen Oberasbach und Zirndorf
• verspricht das höchste Nutzerpotenzial (ca. 2000 im Westen/Leichendorf, ansteigend auf ca. 3700 zentral und bis zu 5300 Radler täglich im Osten am Anschluss in Gebersdorf) aufgrund der geringen Reisezeit und
• vermeidet Eingriffe in die gegebene Verkehrsführung der Staatsstraße 2245 (Rothenburger Straße). Da diese eine der meistbefahrenen Straßen in Bayern darstellt, ist eine Überlastung durch eine Fahrstreifenreduzierung sehr wahrscheinlich.
Wie wird der Radschnellweg aussehen?
Der Radschnellweg dient der Alltagsmobilität. Aus diesem Grund ist er darauf ausgelegt, Radlern eine optimale und schnelle Erreichbarkeit der Fahrziele zu ermöglichen. Alle Verkehrsteilnehmer, die sich dort bewegen, müssen mit hohen Geschwindigkeiten rechnen. Von daher ist er auch tatsächlich als eine Art Schnellstraße für Radfahrer wahrzunehmen, die entsprechenden baulichen Voraussetzungen und Sicherheitsstandards unterliegt. So ist eine Breite des Radschnellweges von 4,00 m im Zweirichtungsverkehr vorgesehen. Parallel dazu verläuft ein baulich getrennter Gehweg mit einer Breite von ca. 2,50 m (siehe Grafik). Im Bereich des Bibertbades wird die Trasse auf einem Teilstück nach derzeitigem Planungsstand als Fahrradstraße geführt, so dass sie dort auch auf parkende Kraftfahrzeuge trifft. Daher sind an dieser Stelle entsprechende Sicherheitsräume vorgesehen.
Wie wurden diese Informationen im Stadtrat aufgenommen?
Den Mitgliedern des Stadtrates bot sich heute die Gelegenheit, Fragen zum aktuellen Planungsstand zu stellen und sowohl Anregungen als auch Bedenken vorzubringen, die das Staatliche Bauamt ausführlich beantwortete.
Wesentliche Punkte hierbei waren Fragen nach dem Flächenverbrauch, Natur- und Umweltschutz, der Sicherheit sowie den neuralgischen Punkten an den Querungen über die Albrecht-Dürer-Straße und die Zirndorfer Straße und die Anbindung an das Wegenetz im Nürnberger Westen.
Die Streckenführung in Oberasbach und Zirndorf erstreckt sich über 4,4 km von Leichendorf bis Fürth Süd, dem Standort der zukünftigen U-Bahn-Station Gebersdorf. Nach aktuellem Vorplanungsstand umfasst der reine Radschnellweg eine Breite von ca. 6,80 m (siehe Grafik inkl. 0,3 m bauliche Trennung). Dazu kommen noch Randstreifen für Beleuchtungsmasten und Drainagen.
Aus dem Stadtrat wurde die Frage aufgeworfen, ob die Einrichtung eines separaten Gehweges erforderlich sei, da durch den Wegfall einerseits Fläche eingespart würde und andererseits der dort vorhandene Buschbewuchs erhalten werden könne. Das Staatliche Bauamt verwies in diesem Zusammenhang auf mehrere Aspekte, die aber auch im Nachgang erneut geprüft werden sollen:
- Bei einer Ortsbegehung des Staatlichen Bauamtes sind an der alten Bahntrasse immer wieder Spaziergänger gesehen worden. Es ist daher davon auszugehen, dass diese auch nach Errichtung des Radschnellweges dort anzutreffen sind.
- An eine Radschnellverbindung sind sehr hohe Qualitätsansprüche geknüpft, insbesondere auch Sicherheitsaspekte. Das vorrangige Ziel dieses Streckentyps ist es, Radfahrern die Möglichkeit zu geben, schnell von A nach B zu gelangen, sodass Fußgänger (und z.B. Hunde) bei den erreichten Radgeschwindigkeiten zunächst ein Gefahrenpotenzial darstellen. Um dieses zu minimieren, muss sichergestellt sein, dass die Strecke von Fußgängern freigehalten wird. Das ist ohne Gehweg nicht zu gewährleisten und würde somit dem Charakter des Radschnellweges widersprechen.
- Ein fehlender Gehweg könnte nach Auskunft des Staatlichen Bauamtes dazu führen, dass der Streckenabschnitt die hohen Qualitätsansprüche an eine Radschnellverbindung nicht erfüllt und somit auch die Fördermöglichkeiten durch den Bund und den Freistaat entfallen oder eingeschränkt werden. Die Förderung macht jedoch bei geschätzten Gesamtkosten in Höhe von ca. 20 Mio. EUR (im Teilabschnitt Zirndorf - Oberasbach) einen wichtigen Baustein in der Finanzierung aus.
Seit der Stilllegung der Bibertbahn sind ca. 20 Jahre vergangen. Die Natur hat sich diese Trasse „zurückgeholt“, teilweise dichter Busch- und Baumbewuchs zeugt davon. Im Schotterbett haben sich Zauneidechsen niedergelassen. Die Ergebnisse der bereits durchgeführten naturfachlichen Untersuchungen stellt das Staatliche Bauamt der Stadt Oberasbach und dem Stadtrat zur Verfügung. Ein möglicher Zielkonflikt von angestrebter Verkehrswende und Flächenverbrauch ist unter Berücksichtigung zahlreicher Aspekte in der weiteren Planung zu bewerten.
Im Hinblick auf die Querung der Rednitz und die Anbindung an das Nürnberger Streckennetz in Gebersdorf hat das Staatliche Bauamt schon Ideen entwickelt, die auch in den Plänen bereits eingearbeitet wurden. Da die alte Eisenbahnbrücke über die Rednitz baufällig ist, kann diese nicht genutzt werden. Stattdessen soll hier auf eine neu zu errichtende Radbrücke, die parallel zur Nordseite der Fernabrücke verläuft, eingeschwenkt werden. Ein weiterer Schwenk führt dann über eine Brücke über die Rothenburger Straße, so dass die Streckenführung im südlichen Bereich der Kreuzung Fürth Süd die U-Bahn-Station Gebersdorf erreicht und somit eine optimale weitere Verkehrsanbindung gewährleistet.
Für die Querungen der Albrecht-Dürer-Straße und der Zirndorfer Straße bestehen hingegen derzeit noch keine Planungsansätze. Hier könnten Ampeln eine mögliche Lösung darstellen. Diese Stellen werden aber in der Phase 3 (Entwurfsplanung / Vorentwurf) näher untersucht.
Es wurde deutlich, dass für den Stadtrat noch viele Fragen offen sind. Das ist aber auch in einem derart frühen Planungsstadium nicht außergewöhnlich. Das Staatliche Bauamt macht nochmal deutlich, dass alle Planungen im engen Austausch mit den beteiligten Kommunen und unter Berücksichtigung von deren Wünschen erfolge.
Wie ist die weitere Vorgehensweise?
Im Dezember haben die projektbeteiligten Kommunen der Vorzugsvariante „Bahntrasse“ zugestimmt, sodass das Staatliche Bauamt Nürnberg die Vorplanungen federführend übernommen hat. Seit Juni wird eine Nutzen-Kosten-Analyse ausgearbeitet und Förderungen für die weiteren Planungskosten beim Bund beantragt. Sobald die Förderzusage des Bundes vorliegt, beginnt die Vorentwurfsplanung (Phase 3) und die Fragen zur Baulastträgerschaft, Baurechtschaffung und Finanzierung werden endgültig geklärt. Mit der Aufstellung und Vorlage des Vorentwurfes ist nach Aussage des Staatlichen Bauamtes 2022 zu rechnen.
In der Folge wird dann Phase 4 (Genehmigungsplanung / Planfeststellung) und Phase 5 (Ausführungsplanung) folgen, bevor im Anschluss die Ausschreibung durchgeführt werden und ein möglicher Baubeginn erfolgen kann.
Bis dahin werden sicherlich noch einige Jahre ins Land gehen und zahlreiche Änderungen zum heutigen Informations- und Planungsstand eingearbeitet werden.
Letztlich kann festgehalten werden, dass das Staatliche Bauamt bereits zahlreiche Aspekte der Streckenführung, der Potenziale und des Naturschutzes intensiv untersucht hat und die heute geäußerten Fragen, aber auch Bedenken in die weiteren Überlegungen und Planungen mit einfließen lässt. Das Staatliche Bauamt wird kontinuierlich im engen Austausch mit der Stadt Oberasbach bleiben. Nach Abschluss der Vorentwurfsplanung (2022) wird es diese Ergebnisse erneut im Stadtrat vorstellen und gemeinsam mit dem Stadtrat die weitere Vorgehensweise festlegen.
Download
Präsentation des Staatlichen Bauamtes vom 28. Juni 2021
Weiterführende Informationen
Radschnellverbindung Nürnberg - Stein - Oberasbach - Zirndorf
Radschnellverbindung Nürnberg - Stein - Oberasbach - Zirndorf (Allgemeine Projektangaben)


